Weil im Schönbuch: Die Schönbuch-Bühne präsentiert „Drei Männer im Schnee“ nach Erich Kästner / Geheimrat trifft auf Unterschicht
Eine Zeitreise mit Retro-Charme
Von unserem Mitarbeiter Matthias Staber
Mit der Bühnenfassung des Erich-Kästner-Klassikers „Drei Männer im Schnee“ hat das Amateur-Ensemble „Schönbuch-Bühne Weil 1986“ im so gut wie ausverkauften Turnerheim Premiere gefeiert. Nah an der Vorlage präsentieren die Darsteller unter der Regie von Roland Blessing Unterhaltung für die ganze Familie.
Wer so stinkreich ist wie Geheimrat Tobler (Andreas Lachenmayer), Inhaber der weltberühmten Putzmittel-Firma „Putz und Blank“, hat zwar keine Geldsorgen, aber andere Probleme: Als etwas naiver Oberschichten-Gutmensch würde Tobler gerne wissen, wie das gemeine Volk so tickt.
Zum Entsetzten von Tochter (Annette Weinberger), Diener (Thomas Schefold) und Hausdame (Petra Landenberger) mischt sich der Geheimrat deswegen als armer Schlucker unter die Gäste eines Wintersporthotels. Obwohl vor der Ankunft des inkognito reisenden Millionärs gewarnt, schickt sich das arrogante Hotelpersonal (Bettina Varga, Jens Mäutner, Lukas Schanz) an, dem vermeintlich am Hungertuch knabbernden Gewinner eines Preisausschreibens das Hotel-Leben zur Hölle zu machen.
Und es halten nicht nur die Betreiber des Hotels, sondern auch die restlichen Gäste (Karin Kuppinger, Andrea Lengerer) einen tatsächlich der Unterschicht angehörenden Hotelgast (Jürgen Ehmann) für den Geheimrat. Sie alle haben die mit reichlich Humor servierte Botschaft von „Drei Männer im Schnee“ noch nicht begriffen: Wenn Männer das Herz am rechten Fleck haben, spielt es keine Rolle, wie viel Knete sie auf dem Konto haben.
Mit dieser Konstellation bringt „Drei Männer im Schnee“ die klassischen Zutaten einer lockeren Komödie auf die Bühne. Es wird reichlich verwechselt und aneinander vorbei geredet. Geldgierige und notgeile Frauen schmeißen sich dem falschen an den Hals, wogegen nur echte Männerfreundschaft hilft, die bei reichlich Alkohol besiegelt wird. Und gegen echte Gefühle kommt all dies Getue ums große Geld ohnehin nicht an.
Das Ensemble der Schönbuch-Bühne bringt die Figuren von „Drei Männer im Schnee“ mit all ihren liebenswerten Marotten punktgenau auf die Bühne und spielt dabei voller Wonne mit dem Retro-Charme der bekannten Schwarz-Weiß-Verfilmung aus dem Jahr 1955. Bekannte Schlager runden in den Pausen zwischen den Szenen die liebevoll inszenierte Zeitreise in die Fünfziger ab.
Zeit muss mitbringen, wer sich mit der Schönbuch-Bühne auf diese Zeitreise begeben will, denn das Ensemble nimmt sich Zeit, um Handlung und Figuren zu entwickeln: Schon der erste Akt bringt über anderthalb Stunden auf den Zähler. Wer sich darauf einlässt, bekommt jedoch einen charmanten Theaterabend geboten, bei dem sich mit vielen Lachern vom Alltag entspannen lässt.
Info
„Drei Männer im Schnee“ ist am 11. und 12. März um 20 Uhr im Turnerheim Weil im Schönbuch zu sehen. Weitere Informationen im Internet unter www.schoenbuchbuehne.de