Sindelfinger / Böblinger Zeitung vom 10. April 2003

Tipp der Redaktion

Wenn drei Frauen zusammen wohnen, kann zwar im wahren Leben alles Mögliche fehlen, in einem Schwank aber nur eines - Männer. Darum geht es in der Komödie "Honigmond", die von der Schönbuchbühne unter der Leitung von Annette Prohl aufgeführt wird. Die Vorstellungen finden statt am Freitag und Samstag um 20 Uhr und am Sonntag um 19 Uhr, jeweils im Turnerheim von Weil im Schönbuch. Weitere Auskünfte im Internet unter der Adresse www.schoenbuchbuehne.de
- rost- / Bild: Stampe/ A


Stuttgarter Zeitung Nr 82 Dienstag 08.April 2003

Sie lachen und lästern über die Männer, die drei Frauen der Wohngemeinschaft "Honigmond"

Weihnachten in der Frauen-WG       "Honigmond" auf Schwäbisch

WEIl lM SCHÖNBUCH. Sie will tiefgründig unterhalten. Darum hat die Schönbuch-Bühne heuer eine sinnige Komödie um drei Frauen und ihre Beziehungskisten auf die Bretter des Weiler Turnerheims gebracht.

Von Petra Mostbacher-Dix

Linda Rosenbaum hat Sexappeal, ein kleines Schwarzes und Lackstiefel. Was ihr viel Erfolg im Flirt-Spiel mit den Männern einbringt. Bis es ihrem Verlobten zu viel wird. Anders ihre Mitbewohnerin Christine Kowalski. Die Psychologin liebt ihren Exmann noch immer, ließ sich aber von ihm scheiden, weil sie glaubte, dass Beziehung und Karriere unvereinbar sind. Christines Freundin Barbara Wagner schließlich war der "Leuchtturm" an der Geschlechterfront. Sieben Jahre lang führte sie eine Vorzeigeehe, bis just am Weihnachtsabend herauskommt, dass Gatte Manuel fremd geliebt hat. Zudem auf der eigenen Wohnzimmercouch: Auf einem Foto räkelt sich dort Manuels blonde Sekretärin in Minirock und Stilettos - dabei machte er seiner Frau immer weis, dass er auf "doppelt gewickelte Schottenröcke" und flach-braune Treter stehe.

"Honigmond" nannte der Autor, Schauspieler und Regisseur Gabriel Barylli sein Stück über drei beziehungsgestresste Frauen, die wegen der Last und der Lust mit den Männern zur eingeschworenen Wohngemeinschaft werden. Nun zeigt die Schönbuch-Bühne die überspitzte Komödie mit Marion Ehmann (Linda), Petra Landenberger (Barbara) und Andrea Lengerer (Christine).

"Wir haben lange nach so einem Werk gesucht", sagt Anette P., die mit "Honigmond" auf der 1986 gegründeten Laienbühne ihr Regiedebüt gab. "Wir wollten endlich mal etwas für Frauen spielen. Die meisten Theaterstücke haben nur Rollen für Männer." Nicht bei Barylli. Der Österreicher, der sein Buch bereits für das Kino adaptierte und '1995 mit Veronica Ferres, Anica Dobra und Julia Stemberger verfilmte, lässt die Herren der Schöpfung nur virtuell auftreten. Per Anrufbeantworter oder in Erzählungen erfährt man die Vorzüge, Gardemaße und Macken von Verehrern und Exlovern. Während Gerard Rosen schickt und Alpenländer-Toni mit Jodelweisen und Zärtlichkeit beglückt, war Manuel in Ehezeiten ein Sexmuffel und wälzte sich bei jedem Problem kleinkindartig weinend auf dem Boden.
Erfahrungen, die das ehemalige Heimchen Barbara zum Vamp formen und zu Äußerungen veranlassen wie "Männer können nicht denken. Sie tarnen sich nur mit denkähnlichen Äußerungen, damit wir glauben, sie sind Menschen." Auch Linda kennt keinen Mann, der nur "mit einer Frau fertig wird". Darum erfährt ihr Exverlobter auch nie von ihrer Schwangerschaft. Im vierten Akt, den Schönbuch-Bühnen-Mitglied Jürgen Ehmann dazugedichtet hat, verschwindet sie zur Geburt mit ihren Freundinnen.

Die Botschaft, die Prohl vermitteln möchte: "Es geht um diese starke Frauenfreundschaft." Doch ganz ohne Männer geht auch die Powerfrauen-Chose nicht. So sinnieren die Freundinnen über Traummänner und erotische Eskapaden. Und weil das mit Musik deutlicher wird, lassen die Weathergirls aus den Lautsprechern mit "It's raining Men" Männer regnen.

Wie lautet gleich das Motto von Linda, Barbara und Christine? "Lieber Vielfalt statt Einfalt."

Weitere Aufführungen: Freitag, 11., Samstag, 12., und Sonntag, 13. April; jeweils 20 Uhr.

Vorbestellungen unter 07157/xxxxxx oder www.schoenbuchbuehne.de


Böblinger Kreiszeitung 02.April 2003

Männer? Die spielen hier überhaupt keine Rolle

Schönbuch-Bühne Weil führt Schauspiel "Honigmond" auf - Premiere am Freitag

KRZ-Foto: Simone Ruchay

Petra Landenberger, Marion Scheffold, und Andrea Lengerer im "Honigmond"

WEIL IM SCHÖNBUCH. - Viel Frauenpower gibt es im neuesten Stück der Schönbuch-Bühne Weil zu bestaunen. Im Schauspiel "Honigmond" werden drei gänzlich verschiedene Frauen vorgestellt, die von der Lust und der Last mit den Männern erzählen.

Von Joy Mann

Montagabend, Probentermin im Turnerheim Weil: Auf der Bühne steht eine zierliche Frau vor einem großen Spiegel. Mit hochgesteckten Haaren, bewaffnet mit dem "kleinen Schwarzen" und hohen Lackstiefeln singt sie lauthals "It's raining men" - und schminkt sich dabei.

Nein, ein gewöhnliches Theaterstück ist das nicht, was die Frauen (und auch ein paar Männer) von der Schönbuch-Bühne auf die Beine gestellt haben. Und mit Mundart hat das Schauspiel schon gar nichts zu tun. "Damit trotzdem ein bisschen das Heimatgefühl geweckt wird sprechen aber nur zwei Schauspielerinnen auf Hochdeutsch - eine schwäbelt", erklärt Anette P., die Regisseurin des Stücks. Für sie ist "Honigmond" eine Premiere: "Regiemäßig hab ich keinerlei Erfahrungen, wollte aber schon immer mal so etwas machen."

Das Schauspiel ist ein Fundstück aus dem Internet, der Autor Gabriel Barylli war für Anette P. bis dato kein Begriff. Auch die Besetzung ist ungewöhnlich, kein Mann spielt mit, nur drei Frauen sind auf der Bühne zu sehen. Das ist Absicht: "Frauen kommen schauspielerisch gesehen immer zu kurz", erklärt die Regisseurin. "In den meisten Aufführungen sind viel mehr Männer zu sehen. Letztes Jahr habe ich dann mit der Suche nach Stücken angefangen, aber das Angebot war sehr gering." Mit "Honigmond" ist das Ensemble doch noch fündig geworden.

Eine Frauen-Power-Beziehungs-Komödie

Das Buch, 1995 verfilmt mit Schauspielern wie Veronica Ferres, handelt von drei Freundinnen, die alle auf ihre Art Probleme mit Männern und Beziehungen haben. Linda Rosenbaum (Marion Schefold) flirtet, was das Zeug hält - ohne Rücksicht auf ihren Verlobten. Schließlich wird sie schwanger. Christine Kowalski (Andrea Lengerer), Psychologin, ist geschieden, hängt aber immer noch an ihrem Exmann. Barbara Wagner (Petra Landenberger) ist die Dritte im Bunde. Sie findet nach sieben Jahren heraus, dass ihr Mann sie mit seiner Sekretärin betrügt.

Ein Stoff für ein Melodram, könnte man meinen - heraus kommt aber eine Mut machende Komödie um die starke Freundschaft dreier Frauen. Zwei Stunden geht das Stück, die Handlung spielt ausschließlich in einem großen Wohnzimmer. Der einzige Kontakt zur Außenwelt ist das Telefon, durch das die diversen Männer auf sich aufmerksam machen.

Ganz so streng hat sich die Regisseurin nicht ans Buch gehalten. Der vierte Akt ist selbst ausgedacht: "Da wird die Schwangerschaft von Linda Rosenbaum zum Thema, so richtig mit Gymnastikübungen und dickem Bauch. Eine Abtreibung wollten wir nicht darstellen, das wäre zu brutal." Schließlich soll es, wie es in der Ankündigung heißt, ein "spritzig, freches Schauspiel über drei Frauen um die 35" werden, kein Lehrstück oder Drama.

Seit Januar treffen sich Schauspieler, Ton, Technik und Regie bis zu fünf Mal in der Woche zum Üben. Anette P. ist zufrieden mit der Zusammenarbeit: "Es macht Spaß und wir verstehen uns richtig gut." Weitere Stücke sind auch schon in Planung. Die frischgebackene Regisseurin ist an einer Kriminalkomödie mit sechs Frauen interessiert. "Männer haben ja nichts zu sagen, wie im wahren Leben", sagt Anette P. und lacht. Ganz so ernst ist das aber nicht gemeint. "Oje, mein Mann sollte das aber nicht mitbekommen", grinst sie. Das dürfte jetzt wohl geschehen sein.

Info Die Premiere von "Honigmond" findet am Freitag, 4. April um 20 Uhr im Turnerheim Weil im Schönbuch statt. Weitere Aufführungen am Samstag, 5. April, Freitag, 11. April und Samstag, 12. April. Eine Zusatzvorstellung gibt es am Sonntag, 13. April. Beginn ist jeweils 20 Uhr, Einlass und Imbiss ab 19 Uhr, Sonntag: Beginn und Einlass eine Stunde früher. Karten gibt es noch für die Premiere, die zweite Vorstellung sowie die Zusatzvorstellung. Für das zweite Wochenende sind nur noch wenige Karten erhältlich. Der Eintritt kostet 10 Euro. Vorverkaufsstellen: Zeitschriften Lechner und Genoba in Weil im Schönbuch.


Sindelfinger / Böblinger Zeitung vom 02. April 2003

(unter Leben und Kultur, Seite 13)

Das Stück "Honigmond" von Gabriel Barylli spielt in einer Frauen-Wohngemeinschaft (Bild: Stampe)

Weil im Schönbuch: Anette P. probt mit Marion Schefold, Andrea Lengerer und Petra Landenberger das neue Stück "Honigmond"

Nach Männerkrisen nun ein Frauentrio

Von unserem Mitarbeiter Matthias Staber

Drei Frauen, eine Wohngemeinschaft und ein Thema: Männer! Kein Blatt vor den Mund nehmen die umtriebige Sexbombe Linda, die abgeklärte Psychologin Christine und die biedere Ehefrau Barbara im neuen Stück der Schönbuchbühne. Zu sehen ist "Honigmond" aus der Feder des Österreichers Gabriel Barylli ab 4. April im Turnerheim in Weil im Schönbuch.

Das letzte Stück der Schönbuchbühne, "Männerkrisen", zeigte drei Männer auf ihrem Weg durch Krisen in die Freundschaft. "Immer spielen die Männer", erzählt "Honigmond"-Regisseurin Anette P. über die Motivation des Projekts, "jetzt wollten wir Frauen mal etwas auf die Beine stellen." Denn die Besonderheit der Schönbuchbühne ist, dass hier kein festes Ensemble jedes Stück spielt. Vielmehr verfügt der Verein über die stolze Anzahl von 40 aktiven Mitgliedern, die sich immer wieder zu Projekten zusammenfinden.

Regie-Debüt: Schnell fanden sich die drei Darstellerinnen Marion Schefold, Andrea Lengerer und Petra Landenberger mit Anette P. zusammen, um das Frauen-Projekt zu realisieren. Für Anette P. ist dies das Regie-Debüt.
"Alle drei Darstellerinnen sind sehr bühnenerfahren", sagt sie, "die grundlegenden Sachen sitzen also, so dass wir voll am Stück arbeiten konnten."

Obwohl sich auch diesmal drei Menschen in einer Wohngemeinschaft zusammenraufen, ist die Stoßrichtung von "Honigmond" dennoch eine völlig andere als bei "Männerkrisen". Ging es beim Männerreigen um das Reifen der Protagonisten, so dreht sich beim neuen Stück alles um die Wandlungsfähigkeit von scheinbar festgelegten Verhaltensmustern.

Unbändige Faszination: Vom Ehemann betrogen, sucht Barbara Zuflucht bei ihrer Freundin Christine. Dort stößt sie auf einen Frauentypus, der völlig konträr zu ihrem eigenen Selbstverständnis steht und eine unbändige Faszination ausstrahlt: Christines Freundin Linda packt als lebenshungriger Vamp im knappen Schwarzen mitten hinein ins Leben, wo Barbara verzagt jammert. Kann sich Barbara davon eine Scheibe abschneiden? Und ist Lindas offensives Vollweib-Selbstbewusstsein auf Dauer wirklich so in Stein gemeißelt wie es scheint?

Wer sich nun vor einer hochtrabend psychologisch daherstapfenden Analyse von Frauenschicksalen fürchtet, kann beruhigt werden: Als Komödie setzt "Honigmond" vor allem auf lockere und flotte Dialoge und Wortwitz. Das Ringen der Geschlechter um gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung servieren Linda und Co. stets mit einem Augenzwinkern. Denn obwohl kein Vertreter der Männerwelt auf der Bühne zu sehen ist, kommt dennoch geballte Männlichkeit zum Tragen: Running Gag des Stückes ist der Wohngemeinschafts-Anrufbeantworter, auf dem hormongesteuerte Verehrer hemmungslos dem Angraben frönen.

"Derb ist das Stück nie, ein wenig Sex-Appeal spielt aber hinein, etwa wenn sich die Charaktere für die Nacht zurecht machen", verspricht Anette P., die als Zielgruppe ihrer Regiearbeit vor allem auch ein jüngeres Publikum anvisiert. "Aber bei 'Männerkrisen' dachten wir zunächst auch, dass es vor allem dem jüngeren Publikum gefällt. Aber zum Schluss haben wir dickes Lob von Zuschauern aller Altersgruppen geerntet."

Premiere von "Honigmond" ist am 4. April um 20 Uhr. Aufführungen: 5., 11., 12., April, jeweils um 20 Uhr, und am 13. April um 19 Uhr, im Turnerheim Weil im Schönbuch
Karten: Zeitschriften Lechner und Genossenschaftsbank in Weil im Schönbuch; Kartentelefon: 07157 / xxxxxx

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